Andacht
zu 2. Timotheus 3,10-17
Mitten
in's Herz (Sexagesimä), Tag 7
Lesung:
2. Timotheus 3,10-17
Du aber bist mir gefolgt in der Lehre, im Leben,
im Streben, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, in der Geduld, in den
Verfolgungen, in den Leiden, die mir widerfahren sind in Antiochia, in Ikonion,
in Lystra. Welche Verfolgungen ertrug ich da! Und, aus allen hat mich der Herr
erlöst. Und alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung
leiden. Mit den bösen Menschen aber und Betrügern wird's je länger, desto
ärger: sie verführen und werden verführt. Du aber bleibe bei dem, was du gelernt
hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass
du von Kind auf die heilige Schrift kennst, die dich unterweisen kann zur
Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott
eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur
Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem
guten Werk geschickt.
Thema:
Auslegung:
...alle Schrift, von Gott eingegeben..., heißt es in unserem Text lapidar. - - Wie denn?
möchte ich genau wissen.
Moslems haben es an dieser Stelle einfacher als Christen. Denn ihr
Religionsstifter Mohammed behauptet, sein arabischer Koran sei ihm
durch einen Engel Gottes wörtlich diktiert worden. Allerdings bestreite
ich das.
Christen sprechen bewusst nicht von einem Diktat Gottes, sondern wie unser Text - von Eingebungen von Inspiration. Dieses Wort hängt mit spiritus (=
Geist) zusammen. Nicht tote Buchstaben (Diktat) hat Gott uns anvertraut,
sondern ein lebendiges Buch. Der Geist Gottes ist in der Bibel irgendwie drin,
er hat ihr Zustandekommen geleitet und er spricht aus ihr heraus zu uns. Die
Meisten, die regelmäßig in der Bibel lesen, können bestätigen, was unser Text
sagt: Der Geist wirkt z.B. Seligkeit,
Lehre, Zurechtweisung, Besserung, Gerechtigkeit...
Jede genaue Erklärung des Wie und des
Woher der Geistwirksamkeit in diesem Wort ist
unmöglich. Dass es das lebendige Wort des lebendigen Gottes ist, zeigt sich
auch darin. Schon die Entstehung der Bibel, die ja aus verschiedensten Büchern
verschiedenster Autoren verschiedenster Zeiten zusammengesetzt ist, entzieht
sich unserem Zugriff. Umso erstaunlicher, wie in dieser Verschiedenheit doch
derselbe, heilige und liebende Gott wie mit einem Munde bezeugt wird.
Auch ob es die Worte sind, in denen der Geist steckt, oder Personen
wie Jesaja oder Paulus oder die Botschaft, die diesen Personen von
Gott gegeben worden ist, ist nicht ganz greifbar. Umso größer ist das Wunder: Gottes Geist wirkt durch dieses Bibelbuch. Er ist nicht fassbar. Aber er ist
erfahrbar da.
Gebet:
Vater im Himmel, ich staune über dein Wort.
Hab Dank, dass du Menschen begegnet
bist und durch sie geredet hast.
Hab Dank, dass diese Begegnungen
aufgeschrieben worden sind.
Hab Dank, dass diese Bücher bewahrt worden sind.
Hab Dank, dass ich heute dein Wort lesen kann.
Gib mir deinen
Geist, dass ich es auch verstehe.
Impuls:
Lesen Sie den heutigen Bibelabschnitt in anderen Bibelübersetzungen nach. Welche
Unterschiede können Sie
feststellen?
Das Alte Testament ist ursprünglich in
Hebräisch, das Neue Testament in Griechisch geschrieben. Es gibt die
verschiedensten Übersetzungen der Bibel ins Deutsche. Schwerpunkte können sein,
die wörtliche Nähe zum Urtext, die Verständlichkeit oder die sprachliche
Schönheit.
Auf dieser CD wurde die revidierte Übersetzung
Martin Luthers (1984) verwendet, die aus dem 16.Jahrhundert herrührt. Sie ist
dem Text wörtlich nah und doch recht verständlich.
Sehr nah an der modernen Sprache und doch dicht
am Urtext ist z.B. auch die Übersetzung Hoffnung für alle (Brunnen Verlag
Gießen).
Hintergrundinformationen:
v
In der Theologie unterscheidet man zwischen Verbalinspiration der Schrift (wörtlicher
Inspiration), Realinspirsation (Die Propheten bekamen eine Sachbotschaft von Gott ans Herz
gelegt) oder Personalinspiration (Der Geist Gottes ruhte auf den Personen
selbst) Diese Unterscheidung ist nur ein sehr lückenhafter Versuch zu
begreifen, was Inspiration ist.
v
Das Zeugnis der Bibel insgesamt ist klar, auch wenn es einzelne Stellen gibt, die
dunkel erscheinen. Man kann das mit einem Haus vergleichen, in dessen
Keller bestimmte Räume kein Licht haben und düster sind. Diese Räume wird man
schwerpunktmäßig nicht betreten und bewohnen, sondern wird sich an die
gemütlichen und hellen Zimmer halten. So soll man es auch mit der Bibel machen:
Es ist so viel Klares darin, dass man sich an dem Dunklen nicht allzu intensiv
festbeißen sollte.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin