Andacht zu Hosea 11,1-9
Sie hassten ihn – er liebte sie (Reminiszere), Tag 7

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Lesung:

Hosea 11,1-9

Als Israel jung war, hatte ich ihn lieb und rief ihn, meinen Sohn, aus Ägypten; aber wenn man sie jetzt ruft, so wenden sie sich davon und opfern den Baalen und räuchern den Bildern. Ich lehrte Ephraim gehen und nahm ihn auf meine Arme; aber sie merkten's nicht, wie ich ihnen half. Ich ließ sie ein menschliches Joch ziehen und in Seilen der Liebe gehen und half ihnen das Joch auf ihrem Nacken tragen und gab ihnen Nahrung, dass sie nicht wieder nach Ägyptenland zurückkehren sollten. Nun aber muss Assur ihr König sein; denn sie wollen sich nicht bekehren. Darum soll das Schwert über ihre Städte kommen und soll ihre Riegel zerbrechen und sie fressen um ihres Vorhabens willen. Mein Volk ist müde, sich zu mir zu kehren, und wenn man ihnen predigt, so richtet sich keiner auf. Wie kann ich dich preisgeben, Ephraim, und dich ausliefern, Israel? Wie kann ich dich preisgeben gleich Adma und dich zurichten wie Zebojim? Mein Herz ist andern Sinnes, alle meine Barmherzigkeit ist entbrannt. Ich will nicht tun nach meinem grimmigen Zorn noch Ephraim wieder verderben. Denn ich bin Gott und nicht ein Mensch und bin der Heilige unter dir und will nicht kommen, zu verheeren.

 

 

 

Thema:

Gottes Volk ist wie ein „Halbstarker“

 

Auslegung:

„Hilfe, ich lebe mit einem Teenager unter einem Dach! Und es ist auch noch mein Sohn/ meine Tochter, den/die ich lieb habe! Aber manchmal ist es fast nicht zum Aushalten!“ – so klagen manche Eltern. Einige Erziehungsfachleute geben folgenden Rat: „Holen Sie Ihre alten Fotoalben, Videofilme und Tagebücher mit Kindersprüchen heraus und schauen Sie sich diese an! Es wird Ihnen gut tun und helfen. Sie haben eine Geschichte mit Ihrem Kind, die Sie beide zutiefst verbindet. Es ist eine Liebesgeschichte.“

In unserem Abschnitt vergleicht Hosea das Volk Israel mit einem Sohn, der sich aufführt wie ein „Halbstarker“. Angewidert wendet Israel sich von Gott, seinem Vater, ab. Israel sieht in ihm nicht mehr den „lieben Papa“ sondern den „blöden Alten“, ist übermütig und undankbar. Die Grenzen, innerhalb deren Heranwachsende ihre Kräfte in guter Weise ausprobieren und auch einmal die eine oder andere Empörung auslösen, überschreitet Gottes Volk weit: Es bricht ganz mit Gott: Es rennt vom Vaterhaus Gottes weg zu anderen Göttern.

Erstaunlich, dass Gott in dieser Situation nicht tut, was schon viele Väter ihren Söhnen gegenüber getan haben: Gott sagt nicht: „Ab heute bist du nicht mehr mein Kind. Du bist für mich gestorben.“ Sondern Gott erinnert sich an früher, „als Israel jung war“. Er lässt die Verbindung nicht abreißen: „Ich bin Gott und nicht ein Mensch!“ sagt er. „Ich will nicht kommen, um zu verheeren!“ Gott hat ein Maß an Toleranz, das alles Menschliche übersteigt! Es ist die Feindesliebe Gottes.

 

Gebet:

Jesus,

gib mir den Mut, zu meinen inneren Barrieren zu stehen und Fragen, die mich quälen, im Gespräch mit dir auszutragen.

Und gib mir die Demut, deinen Weg mit mir und dieser Welt anzunehmen, auch wenn ich ihn nicht immer verstehe.

Gib mir die Gnade, bei dir zu bleiben in allen Situationen meines Lebens.

 

 

Impuls:

Wo führt sich die Kirche Gott gegenüber heute auf, wie ein halbstarker Jugendlicher? Und Sie? Denken Sie auch manchmal besserwisserisch, aufsässig oder undankbar an Gott? (Z.B.: „Wenn ich Gott wäre, würde ich dies und das ganz anders machen!“) Tragen Sie Ihre Konflikte mit Gott aus! Beten Sie! (Bei Jugendlichen ist es wichtig, dass sie Ihre Gefühle nicht verdrängen, sondern im Konflikt mit den Eltern austragen. Nur so kommen beide Seiten weiter.)

 

Hintergrundinformationen:

v     In unserem Text entschließt sich Gott, „nicht zu kommen um zu verheeren In Jesus verwirklicht sich dieser Entschluss: Er ist nicht gekommen zu richten (verheeren), sondern zu retten.

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin