Andacht
zu Kolosser 2,8-15
Herr der
Naturgewalten (4.Sonntag nach Epiphanias), Tag 7
Lesung:
Kolosser 2,8-15
Seht zu,
dass euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die
Lehre von Menschen und auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus. Denn in
ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig, und an dieser Fülle habt ihr
teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist. In ihm seid ihr auch
beschnitten worden mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschieht, als
ihr nämlich euer fleischliches Wesen ablegtet in der Beschneidung durch
Christus. Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe; mit ihm seid ihr
auch auferstanden durch den Glauben aus der Kraft Gottes, der ihn auferweckt
hat von den Toten. Und er hat euch mit ihm lebendig gemacht, die ihr tot wart
in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, und hat uns
vergeben alle Sünden. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen
Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet. Er
hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet und sie öffentlich zur Schau
gestellt und hat einen Triumph aus ihnen gemacht in Christus.
Thema:
Jesus Christus ist Sieger über Mächte und Gewalten.
Auslegung:
Für einen römischen Feldherrn war es eine große Ehre, wenn für ihn
ein Triumphzug durchgeführt wurde. Das war eine
prächtige Parade nach einem herausragenden Sieg
und zugleich eine Demonstration der Macht Roms. Die bezwungenen Könige und
Herrscher wurden als gefesselte Gefangene vorgeführt und öffentlich zur Schau gestellt, ebenso die Schätze der besiegten Länder.
Ein eigens errichteter Triumphbogen oder eine Triumphsäule zeigten in Bildern
und Inschriften den Verlauf des Krieges und verewigten den Sieger. Schätze aus
den besiegten Ländern wurden in der Parade gezeigt.
Paulus vergleicht Christus mit
einem siegreichen Triumphator. Christus ist unser Feldherr. Seine
Leidensgeschichte ist der Kampf, den er für uns führte. Die Auferstehung
von den Toten ist der Sieg. Jesus hat die Mächte und Gewalten wie
ein siegreicher Feldherr ihrer
göttlichen Macht entkleidet. Alles ist ihm nun unterworfen: Tod,
Teufel und Sünde, Venus und Merkur, Jupiter und Mars, Astarte und Baal, Astral-
und Tiergottheiten, Dämonen und zu Göttern gemachte Kaiser. Sie alle werden in
einem Triumphzug öffentlich zur Schau gestellt.
Auch Gottheiten, die dem Paulus noch nicht bekannt waren, dürfen
wir einschließen, z.B. den Allah des Islam, germanische Götter, den vergötzten
Konsum, das vergötzte Geld usw.
Wer zu Christus gehört, steht auf der Seite des Siegers.
Gebet:
Er ist erstanden, Halleluja. Freut euch und singet,
Halleluja.
Denn unser Heiland hat triumphiert,
all seine Feind gefangen er
führt.
Lasst uns lobsingen vor unserem Gott, der uns erlöst hat vom ewigen Tod.
Sünd ist vergeben, Halleluja! Jesus bringt Leben, Halleluja.
(Evangelisches Gesangbuch Nr. 111)
Impuls:
Unser Gottesdienst (Messe) enthält zwei Teile, die
sich Kyrie und Gloria nennen. Ihr Text
lässt sich zurückführen auf die Huldigung
des Volkes gegenüber dem römischen Kaiser: Herr, erbarme dich!
So in etwa hat das Volk dem Kaiser zugerufen, oder Ehre sei dir, unser
Kaiser, und Friede für alle Menschen deines Reiches, denen du wohlgesonnen
bist...
Wenn Sie das nächste Mal einen Gottesdienst oder eine Messe besuchen, denken Sie beim Kyrie und Gloria daran, dass die Gemeinde jetzt Christus als ihrem himmlischen Herrscher huldigt.
Hintergrundinformationen:
v Paulus selbst kannte die
Gemeinde in Kolossä nicht persönlich, machte sich aber Sorgen um sie, weil dort
Irrlehren verbreitet wurden. Deshalb schrieb er an sie aus der Gefangenschaft
einen Brief, in dem er an das Fundament des christlichen Glaubens, nämlich an
Jesus Christus, erinnert. Einige Forscher behaupten, der Brief stamme nicht von
Paulus selbst.
v Die Beschneidung der
Vorhaut des Penis ist ein orientalischer Brauch. Im Judentum gilt sie seit
Abraham als Zeichen des besonderen Bundes Gottes mit seinem Volk. Paulus betont
immer wieder, dass es weniger auf die leibliche Beschneidung ankomme, als
vielmehr auf die Beschneidung des Herzens, d.h. dass ein Mensch von ganzem Herzen zu Gott
gehören möchte. Vergleiche dazu auch Römer 2-4.
v Der zerrissene Schuldbrief steht für die Tilgung
aller Forderungen, die Gott an uns stellen könnte. Aufgrund unserer
Sündhaftigkeit sind wir laut Paulus von Hause aus Gott gegenüber hoffnungslos
überschuldet. Durch Christus wird uns aber alle Schuld erlassen (=Vergebung).
Autor dieser Andacht: Robert Augustin