Andacht zu Jeremia 31,8-14
Party des Lebens (2.Sonntag nach Trinitatis), Tag 7

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Lesung:

Jeremia 31,8-14

Siehe, ich will sie aus dem Lande des Nordens bringen und will sie sammeln von den Enden der Erde, auch Blinde und Lahme, Schwangere und junge Mütter, dass sie als große Gemeinde wieder hierher kommen sollen. Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten. Ich will sie zu Wasserbächen führen auf ebenem Wege, dass sie nicht zu Fall kommen; denn ich bin Israels Vater, und Ephraim ist mein erstgeborener Sohn. Höret, ihr Völker, des HERRN Wort und verkündet's fern auf den Inseln und sprecht: Der Israel zerstreut hat, der wird's auch wieder sammeln und wird es hüten wie ein Hirte seine Herde; denn der HERR wird Jakob erlösen und von der Hand des Mächtigen erretten. Sie werden kommen und auf der Höhe des Zion jauchzen und sich freuen über die Gaben des HERRN, über Getreide, Wein, Öl und junge Schafe und Rinder, dass ihre Seele sein wird wie ein wasserreicher Garten und sie nicht mehr bekümmert sein sollen. Alsdann werden die Jungfrauen fröhlich beim Reigen sein, die junge Mannschaft und die Alten miteinander; denn ich will ihr Trauern in Freude verwandeln und sie trösten und sie erfreuen nach ihrer Betrübnis. Und ich will der Priester Herz voller Freude machen, und mein Volk soll meiner Gaben die Fülle haben, spricht der HERR.

 

Thema:

Wie wird ein Volk glücklich?

 

Auslegung:

Wie wird ein Volk glücklich? Nach welchen Grundregeln sollte es geführt werden? Unser heutiger Text kann uns eine Orientierungshilfe sein. Jeremia redet von einer „großen Gemeinde“, in der Glück und Wohlstand herrschen werden.

Willkommen geheißen werden ausdrücklich diejenigen, die – zumindest kurzfristig – wenig oder nichts zum Bruttosozialprodukt beitragen: Blinde und Lahme, Schwangere und junge Mütter. Hat unsere Gesellschaft Platz für chronisch Kranke, Berufsunfähige oder Alte? Geben wir diesen Menschen einen Ehrenplatz, oder drängen wir sie an den Rand? Gewähren wir Schwangeren nur zähneknirschend den gesetzlichen Mutterschutz – und denken: „Musste das sein?!“ – oder sind wir ihnen dankbar und freuen uns über das Kind, das sie uns bringen? Strafen wir junge Mütter mit bösen Blicken, wenn ihre Kinder schreien, gäfern und stinken, oder schenken wir ihnen ein ermutigendes Lächeln? Die Betreuung von Kleinkindern ist extrem anstrengend. Würdigen wir das? Denken wir daran, dass die Kinder von heute unsere Rentenversicherung von morgen sind?

Wenn sich die Starken auf Kosten der Schwachen bereichern und durchsetzen, kann das unser Volk nicht wirklich glücklich machen. Eine Gesellschaft, in der jeder nur an sein persönliches Glück denkt, hat keine Zukunft.

Klar: Unsere Welt wird nie ein Gottesreich werden. Aber es ist gut, wenn wir uns an den Maßstäben des kommenden Reiches Gottes auch heute schon orientieren. Und das heißt: Es muss Platz sein für alle. Herzlich willkommen!

 

Gebet:

Herr Jesus, ich bitte dich für alle, die in unserer Gesellschaft an den Rand gedrängt werden: Obdachlose, Behinderte, Ungeborene, Ausländer, ... Vergib das große Unrecht. Schenke unserem Land den Segen und das Glück, Platz für alle Menschen zu haben.

 

Impuls:

Achten Sie heute besonders auf Kranke, Alte, Schwangere, Mütter mit Kleinkindern. Geben Sie ihnen Ehrenplätze in ihrem Herzen.

 

Hintergrundinformationen:

v     Haben Sie schon einmal über die Größenordnung einer Nation nachgedacht? Siebzig Millionen Deutsche gibt es zum Beispiel. Wenn eine Partei bei der Bundestagswahl nur ein halbes Prozent gewinnen will, braucht sie Hunderttausende von Stimmen. Wenn das Parlament das Kindergeld um nur 50 Euro anhebt, kostet das jährlich fast eine Milliarde.

v     Volksökonomen stellen unter anderem Berechnungen an, was ein wie schwer behinderter Mensch die Gesellschaft kostet. Inwiefern setzen solche Berechnungen auch Maßstäbe für konkrete Schritte? Im Nazideutschland wurden z.B. schwerbehinderte Menschen in KZs ermordet. Die offizielle Begründung hieß „Euthanasie“: Man wollte den armen Menschen einen guten Tod schenken und ihnen Leiden ersparen. Der wahre Grund war aber wohl ein anderer. Ähnlich werden heute ungeborene behinderte Kinder ohne jeden gesetzlichen Schutz zur Ermordung durch Abtreibung freigegeben. Warum?

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin