Andacht zu Matthäus 9,35-10,1.5-7
Der gute Hirte (Miserikordias Domini), Tag 6

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Lesung:

Matthäus 9,35-10,1.5-7

Und Jesus ging ringsum in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. Und er rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen.

...

Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel. Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

 

Thema:

Verschmachtet und zerstreut wie Schafe ohne Hirten

 

Auslegung:

Wenn Jesus heute durch unsere Dörfer und Städte ginge, was nähme er da wahr? – Ich denke, es wäre ein ähnliches Bild wie damals: Menschen, die ohne Orientierung durchs Leben treiben. Kein Bezug mehr zum Hirten, der Gemeinschaft stiftet, und daher Vereinzelung und Vereinsamung. Geistlich gesehen: Verwahrlosung. Erbarmenswert.

Wie konnte es dazu kommen? Liegt es an den Hirten, den Kirchen, die sich aus Angst vor Ansehensverlust zu sehr dem Zeitgeist angepasst und den Menschen die geistliche Nahrung vorenthalten haben: die rettende Botschaft von Jesus? Oder liegt es an den Menschen selbst, die sonst wo ihr Glück gesucht haben, nur nicht dort, wohin Jesus, der gute Hirte, sie rief?

Jesus fragt in unserem Abschnitt nicht, wer schuld ist. Sondern Jesus fragt, wie geholfen werden kann. Er sieht das Elend. Die Gottesferne. Und das reißt ihn. Er möchte, dass die Schafe alle wieder zurechtgebracht werden. Und er weiß, wie riesengroß diese Aufgabe ist: für ihn, den guten Hirten. Denn er wird sterben müssen für seine Schafe. Aber auch für die Jünger und die Kirche. Denn viele, viele Menschen sind reif dafür, wieder zu Gott zurückgeführt werden. Die Ernte ist groß. Wer wird den Leuten die gute Botschaft bringen? Die Erntehelfer werden Überstunden machen müssen, denn es sind zu wenige.

Einzig wichtig aber ist: Jesus, der gute Hirte, wird Abhilfe schaffen. Dank sei ihm!

 

Gebet:

Vater im Himmel, bitte berufe Menschen, die deine Ernte einbringen: Pfarrer, Diakone, Missionare, Evangelisten, Prediger: Männer und Frauen, Brüder und Schwestern, die bereit sind, deine Erntehelfer zu sein. Rüste sie aus mit Weisheit, Kraft, Gehorsam und Vollmacht. Schenke ihnen deinen Geist. Lass sie zu einem Segen werden.

 

Impuls:

Seit den 80er Jahren gab es in der EKD eine Pfarrerschwemme. Man hörte auf, für den Beruf des Pfarrers/Pfarrerin zu werben. Man hörte wohl auch auf, um Arbeiter in der Ernte Gottes zu beten. Inzwischen ist die Situation umgekippt. Eine Zeit bedrückenden Pfarrermangels ist absehbar. Deshalb ist es heute dringend notwendig, um genügend Mitarbeiter in Kirchen und christlichen Werken zu beten.

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Den Vergleich zwischen geistlichem Wachstum und Ackerbau zieht Jesus immer wieder, zum Beispiel im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld (Mitten ins Herz, Tag 1).

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin