Andacht
zu 2. Mose 40, 33-38
Enttarnung (Letzter Sonntag nach Epiphanias), Tag
6
Lesung:
2. Mose 40,33-38
Und er richtete den Vorhof auf rings um die Wohnung und um den Altar und hängte die Decke in das Tor des Vorhofs. Also vollendete Mose das ganze Werk. Da bedeckte die Wolke die Stiftshütte, und die Herrlichkeit des HERRN erfüllte die Wohnung. Und Mose konnte nicht in die Stiftshütte hineingehen, weil die Wolke darauf ruhte und die Herrlichkeit des HERRN die Wohnung erfüllte. Und immer, wenn die Wolke sich erhob von der Wohnung, brachen die Israeliten auf, solange ihre Wanderung währte. Wenn sich aber die Wolke nicht erhob, so zogen sie nicht weiter bis zu dem Tag, an dem sie sich erhob. Denn die Wolke des HERRN war bei Tage über der Wohnung, und bei Nacht ward sie voll Feuers vor den Augen des ganzen Hauses Israel, solange die Wanderung währte.
Thema:
Gott erwählt einen Ort,
an dem er sich offenbart und sich verehren
lässt
Auslegung:
Ich finde Gott am besten in der Natur, sagen manche und gehen sonntags in den
Wald statt in die Kirche.
Als das Volk Israel mit Zelten durch die Wüste wanderte, war es
ständig an der freien Natur. Trotzdem hatte Gott einen festen Ort bestimmt, an dem man ihm begegnen sollte. Dieses Zelt der Begegnung war
mit allen handwerklichen Künsten der damaligen Zeit und mit wertvollsten
Materialien ausgestattet. Da wollte Gott
wohnen. - Warum?
- Er
wollte an einem bestimmten, aufsuchbaren
Ort sein, inmitten seines Volkes. Er machte
das deutlich, indem er in der Wolken- und Feuersäule seine Gegenwart sichtbar
werden ließ.
- An
diesem Ort sollte der Ehrfurcht
vor der Heiligkeit Gottes in besonderem Maß und gemeinschaftlich
Ausdruck gegeben werden.
- Die Natur (z.B. rauschende Blätter im Wald, zwitschernde Vögel,
duftendes Holz..) erzählt nichts Konkretes über Gott. Dass es einen Schöpfer gibt,
das könnte man aus seinen Werken eigentlich erkennen, auch wenn es in unserer
Zeit viele nicht mehr wahrhaben wollen. Aber Erlösung, Vergebung,
Christus, ewiges Leben kann man aus ihr nicht erschließen. Auch die Zehn Gebote hätte das Volk
Israel nicht durch Wüstenmeditation formulieren können.
Nun kennen wir im Neuen Testament seit der Zerstörung Jerusalems (70 n.Chr.) keinen Tempel und kein Zelt der Begegnung mehr. Der Tempel
Gottes ist die Gemeinschaft derer, die an ihn glauben. Aber um Gott zu begegnen
und etwas über ihn zu erfahren, brauchen wir das Zusammenkommen in der
Gemeinde, brauchen wir den Gottesdienst und die Heilige Schrift und in der
Regel auch einen festen Raum dafür.
Gebet:
Herr, ich habe lieb
die Stätte deines Hauses und den Ort,
da deine Ehre wohnt. Vergib uns, wo wir Kirchen missbrauchen für menschliche
Selbstdarstellung. Hilf mir, wo nötig, mich für die Erhaltung und Würde
kirchlicher Räume einzusetzen. Lass unsere Gemeinde ein Ort sein, wo Menschen
dich finden können.
Impuls:
Überlegen Sie: Wodurch
wird ein Gotteshaus zu einem besonderen
Ort der Gottesgegenwart? (Schmuck? Symbole? Wenn darin gebetet wird? ...)
Ergebnis:
Das heilige Zelt ist der
Ort gewesen, den Gott damals erwählt hat, um seinem Volk seine Gegenwart in
ihrer Mitte klar zu machen.
Hintergrundinformationen:
v Die Wolke und die Feuersäule waren als Zeichen der Gottesgegenwart mit dem Volk Israel
durch die Wüste gezogen. Nun ließen sie sich an einem bestimmten (allerdings
immer noch mobilen) Ort nieder, nämlich dem Zelt der Begegnung. Gott ist immer
und überall da. Er geht mit. Er lässt sich nicht auf bestimmte Orte festnageln.
Und doch ist er an gewissen Orten in besonderer Weise gegenwärtig. Die
Gegenwart Gottes ist für uns letztlich nicht greifbar. Sie bleibt ein
Geheimnis.
Autorin dieser Andacht: Adelheid Augustin