Andacht
zu 1.Petrus 3,8-17
Lichtblicke
(8. Sonntag nach Trinitatis), Tag 6
Lesung:
1.Petrus 3,8-17
Endlich
aber seid allesamt gleichgesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig.
Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet
vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt. Denn "wer
das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie
nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab
vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des
Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet; das
Angesicht des Herrn aber steht wider die, die Böses tun". Und wer ist's, der
euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert? Und wenn ihr auch leidet um
der Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch nicht vor ihrem
Drohen und erschreckt nicht; heiligt aber den Herrn Christus in euren Herzen.
Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft
fordert über die Hoffnung, die in euch ist, und das mit Sanftmut und
Gottesfurcht, und habt ein gutes Gewissen, damit die, die euch verleumden,
zuschanden werden, wenn sie euren guten Wandel in Christus schmähen. Denn es
ist besser, wenn es Gottes Wille ist, dass ihr um guter Taten willen leidet als
um böser Taten willen.
Thema:
Ver-antwortung übernehmen heißt: Antwort
geben
Auslegung:
In seinem Buch Das Impressum schildert Hermann Kant, wie sehr es
eine der Hauptfiguren irritiert, dass er einen Kollegen hat, bei dem der Glaube ganz ins Private
gerutscht ist. Aber größere Pein als diese kam von Gabelbach, weil
unerträglich verwirrendes Teil seines Daseins war: das völlige Fehlen eines
Widerscheins seiner Glaubensrichtung, von der bekannt war, dass er ihr
außerhalb des Dienstes treu und zäh und nach allen Regeln folgte. (S.168). Sehr oft denkt jemand zuerst an eine Bedrohung, wenn er
über seinen Glauben als Christ in ungewohnter Situation Auskunft geben soll. Die Christen des
1.Petrusbriefes müssen Verfolgung ertragen. Aber bei uns wird zu schnell
Gemeinheit und Bedrohung vermutet. Warum eigentlich? Ist der Glaube etwa
schlimm oder peinlich? Nein, denn auch das Gegenteil lässt sich erleben. Wer
seinen Glauben als Christ bekennt, kommt ins
Gespräch. Er wird ins Vertrauen gezogen, weil er sich nicht versteckt und
von seiner Haltung als Christ her argumentiert.
Das missionarische Gespräch bedarf nicht der besonderen Aktion, sondern der
Bereitschaft, ganz selbstverständlich über die persönliche Überzeugung zu
reden. In der normalen Alltagssituation lässt sich anknüpfen und leider
verpassen wir manchmal solche offenen Türen. Wir wollen lernen, unkompliziert
vom Glauben zu erzählen. Wir wollen lernen, selbstverständlich den Glauben zu
zeigen. Wir wollen lernen, unabhängiger von menschlichen (Vor-)Urteil zu leben.
Gebet:
Herr, du weißt, mit wem ich heute zusammentreffen werde. Wenn die
Gelegenheit besteht, etwas vom Glauben weiterzugeben, dann lass mich diese Gelegenheit entdecken.
Vergib mir die verpassten Chancen.
Impuls:
Lassen Sie am Abend die Gespräche des Tages noch einmal Revue passieren. Entdecken Sie Bemerkungen, bei denen Sie sich mit Themen des Glaubens hätten einklinken können?
Ergebnis:
Manchmal erfahren Christen Widerstand wegen ihres Glaubens. Das sollte aber niemand daran hindern, Antwort zu geben. Nur wer als Glaubender erkennbar ist, kann auch um Rat gefragt werden. Nur wer Antwort gibt, übernimmt Verantwortung.
Autor dieser Andacht: Konrad Flämig