Andacht zu Jesaja 1,2-9
Der die Steine aus dem Weg räumt (3.Advent), Tag 6

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Lesung:

Jesaja 1,2-9

Höret, ihr Himmel, und Erde, nimm zu Ohren, denn der HERR redet! Ich habe Kinder großgezogen und hochgebracht, und sie sind von mir abgefallen! Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk versteht's nicht. Wehe dem sündigen Volk, dem Volk mit Schuld beladen, dem boshaften Geschlecht, den verderbten Kindern, die den HERRN verlassen, den Heiligen Israels lästern, die abgefallen sind! Wohin soll man euch noch schlagen, die ihr doch weiter im Abfall verharrt? Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt. Von der Fußsohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an euch, sondern Beulen und Striemen und frische Wunden, die nicht gereinigt noch verbunden noch mit Öl gelindert sind. Euer Land ist verwüstet, eure Städte sind mit Feuer verbrannt; Fremde verzehren eure Äcker vor euren Augen; alles ist verwüstet wie beim Untergang Sodoms. Übriggeblieben ist allein die Tochter Zion wie ein Häuslein im Weinberg, wie eine Nachthütte im Gurkenfeld, wie eine belagerte Stadt. Hätte uns der HERR Zebaoth nicht einen geringen Rest übriggelassen, so wären wir wie Sodom und gleich wie Gomorra.

 

Thema:

Durch den Propheten Jesaja beschreibt Gott voll Trauer den erschreckenden und hoffnungslosen Zustand, in dem sich das Volk befindet.

 

Auslegung:

In diesen Tagen werden in Kirchen und vielen Häusern die Krippenfiguren ausgepackt und aufgestellt. Das gehört zum Weihnachtsfest, wie es uns gefällt. Wir nehmen das Christkind in die Hand. Es gehört in die Mitte des Stalles. Wir stellen Maria und Josef dazu. Die Hirten und später die Könige werden die ersten Besucher sein. Ein Stall ist kein Wohnraum. Wir streuen Stroh auf den Boden. Aber warm wird es für das Kind doch gewesen sein, so stellen wir es uns vor. Weil wir es gewohnt sind, lassen wir Ochs und Esel in seiner Nähe lagern.

Im Weihnachtsevangelium des Lukas wird von den Tieren nichts berichtet. Ochs und Esel sind eine Erinnerung an einen Satz aus dem Propheten Jesaja. Gott klagt dort sein Volk an. "Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt´s nicht und mein Volk versteht´s  nicht."

Nicht die Gemütlichkeit und Wärme der Geburtsstätte Christi wird durch die Vierbeiner unterstrichen. Sie weisen auf die lange Geschichte der endlosen Enttäuschungen Gottes. Weniger als Tiere haben wir Menschen ein unmittelbares Verhältnis zu dem Gott, der uns liebt, der uns schuf und beschützt und erhält. Diese Tiere sind ihrem Herrn dankbar verbunden. Wir leben selbstsüchtig. Wir bilden uns ein, das Leben und die Welt beherrschen zu können.

Die Geburt Jesu Christi ist nicht ein Höhepunkt einer imponierenden Glaubensgeschichte der Menschheit.

Gott sandte seinen Sohn, weil er von allen seinen Menschensöhnen und Töchtern nichts als Undank und Eigensinn erwarten konnte. Weihnachten ist der Tiefpunkt des Glaubens an den Menschen.

Hoffnung für unsere Zukunft haben wir allein in Gott - und dem armen Kind Jesus. Gott macht sich schwach. Er ist aus Liebe "Gott-gerne-klein", die Rettung für uns Menschen "Gerne-groß". "Welt ging verloren. Christ ward geboren." Das ist die Freude der Christenheit.

 

Gebet:

Lieber himmlischer Vater,

durch Ochs und Esel in der Krippe werden wir an deine enttäuschte Liebe erinnert.

Wir danken dir, dass deine überwindende Liebe unsere Hoffnung für uns und die ganze Welt ist.

Wir bitten dich, dass wir es lernen, durch Dank auf deine Treue zu antworten.

 

Impuls:

Wenn Sie vom Leben und von Gott enttäuscht sind, halten Sie sich mit den Prophetenworten (lesen Sie auch die anderen Sätze des Abschnitts) die berechtigte Enttäuschung Gottes vor Augen, auch in Ihrem eigenen Leben.

 

Ergebnis:

Der Prophet hat eine schwere Botschaft. Durch ihn ruft Gott, der Herr des Weltalls,  Himmel und Erde zu Zeugen gegen sein Volk. Durch ihn beschreibt Gott voll Trauer den erschreckenden und hoffnungslosen Zustand, in dem sich das Volk befindet. Er wartet auf Gottes Hilfe durch Gottes Gericht.

 

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Der Gegensatz der beiden Satzteile in V.2 b nennt das Thema der ganzen Geschichte Gottes mit den Menschen und  mit seinem Volk: "Kinder habe ich großgezogen und hochgebracht" und dann nennt Gott das enttäuschende Ergebnis: "Und sie sind von mir abgefallen."

v     Der Prophet Jesaja hat die Aufgabe, die Weltgeschichte zu deuten. Er muss den Unglauben anklagen. Er muss die Verstockung - die immer beängstigender werdende Unfähigkeit der Menschen, sich zum Guten zu verändern -  verkündigen. Er kann Hoffnung nur ankündigen unter den Umständen von Krise und Gericht. Hoffnung besteht allein in Gott.

 

Autor dieser Andacht: Dekan Georg Güntsch