Andacht
zu Matthäus 27,27-30
Der etwas
andere Held (1.Advent), Tag 6
Lesung:
Matthäus 27,27-30
Da nahmen
die Soldaten des Statthalters Jesus mit sich in das Prätorium und sammelten die
ganze Abteilung um ihn. Und zogen ihn aus und legten ihm einen Purpurmantel an
und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm aufs Haupt und gaben ihm ein
Rohr in seine rechte Hand und beugten die Knie vor ihm und verspotteten ihn und
sprachen: Gegrüßet seist du, der Juden König! und spieen ihn an und nahmen das
Rohr und schlugen damit sein Haupt.
Thema:
Jesus übt seine Königsherrschaft auf verborgene
Weise aus.
Auslegung:
Der verborgene König
Was die Soldaten tun, ist Ausdruck ihrer Empörung über
Jesus. "Der will
ein König sein?! Da lässt er sich ausziehen, foltern und verspotten." Auf sehr brutale Weise machen die
Soldaten ihrem Ärger über Jesus Luft.
Die Empörung lebt auch heute noch
in vielen Menschen. Sie fragen: "Wie kann irgend jemand noch ernsthaft behaupten, Jesus sei
der Herr über Himmel und Erde? Wo regiert er denn in dieser Welt? Wo setzt er
seinen Willen durch?"
Der Ärger führt heute nicht zu brutalen Schlägen, sondern eher zur Gleichgültigkeit. Man lässt Jesus links liegen. Wo aber
Jesus als Herr verkündigt wird, lächelt man milde und drängt die christliche
Botschaft ins Abseits.
Jesus ist ein verborgener
König, damals wie heute.
Er regiert zwischen den Zeilen der Weltgeschichte. Er strebt nicht nach Glanz
und Macht in dieser Welt, sondern er geht einen völlig neuen Weg. Er geht den Weg des Aufrichtigen, der
zwischen den Mühlsteinen der Politik zermalmt wird. Aber er geht siegreich hervor durch die Auferstehung von den
Toten. Damals wie heute wird er von vielen verlacht. In vielen aber ist das
Vertrauen erwachsen, dass Jesus
der Weg ist, der zum Ziel führt. Diese Menschen verkündigen: Jesus ist der Herr, der
König Gottes.
Gebet:
Herr Jesus Christus, du regierst auf verborgene Weise. Gib mir das Vertrauen, dass dies dein guter Weg ist. Regiere
in meinem Herzen. Gib mir die Geduld zu
ertragen, dass noch so wenig von deiner Herrschaft sichtbar ist auf dieser
Welt. Gib mir die Kraft, es auszuhalten, wenn man dich, dein
Reich und deine Christenheit verspottet. Lass die Zeit bald kommen, in der du für immer und überall
sichtbar regierst.
Impuls:
Wenn Sie jemand fragt: "Was hat sich denn seit 2000 Jahren Christentum
verändert?" Was
antworten Sie?
(Der
Gedanke, dass Jesus im Verborgenen regiert, könnte für Ihre Antwort
hilfreich sein. Ebenso der heutige Bibeltext als Beispiel.)
Hintergrundinformationen:
v Statthalter (= Procurator) nannte man den
bevollmächtigten Vertreter des Kaisers von Rom. In Judäa war das im Jahre 30
n.Chr. Pontius Pilatus.
v Praetorium = Amtssitz des
Statthalters Da Jesus kein römischer Bürger war, sondern nur zu einem von Rom
unterworfenen Volk gehörte, gewährte ihm das römische Recht keinen Schutz gegen
die Misshandlungen durch die Soldaten, die sich auf sehr brutale Weise über den
Anspruch von Jesus lustig machten, König der Juden zu sein.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin