Andacht
zu Hesekiel 2,3-8a
Nichts
bleibt wie zuvor (5. Sonntag nach Trinitatis), Tag 5
Lesung:
Hesekiel 2,3-8a
Und er
sprach zu mir: Du Menschenkind, ich sende dich zu den Israeliten, zu dem
abtrünnigen Volk, das von mir abtrünnig geworden ist. Sie und ihre Väter haben
bis auf diesen heutigen Tag wider mich gesündigt. Und die Söhne, zu denen ich
dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen:
"So spricht Gott der HERR!" Sie gehorchen oder lassen es - denn sie
sind ein Haus des Widerspruchs -, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet
unter ihnen ist. Und du, Menschenkind, sollst dich vor ihnen nicht fürchten
noch vor ihren Worten fürchten. Es sind wohl widerspenstige und stachlige
Dornen um dich, und du wohnst unter Skorpionen; aber du sollst dich nicht
fürchten vor ihren Worten und dich vor ihrem Angesicht nicht entsetzen - denn
sie sind ein Haus des Widerspruchs -, sondern du sollst ihnen meine Worte
sagen, sie gehorchen oder lassen es; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs.
Aber du, Menschenkind, höre, was ich dir sage, und widersprich nicht wie das
Haus des Widerspruchs.
Thema:
Der Dornen-Prophet
Auslegung:
Manchmal hören wir von großen Predigern, wie Billy Graham oder dem
Papst, deren Predigten Tausende hören wollen. Da kann sich der Bote Gottes im
Wohlwollen der Menge baden.
Dem Propheten Hesekiel sagt Gott etwas ganz anderes voraus:
Stachelige Dornen und giftige Skorpione werden Gottes Wort umgeben. Niemand
wird hören wollen. Trotzdem soll Hesekiel dafür Sorge tragen, dass Gottes Wort
gegenwärtig bleibt gerade in einer solch feindseligen Umgebung. Gott will
das.
Welche Art von Prediger es in unseren Tagen wohl öfter gibt? Den
auf Händen getragenen Star-Prediger oder den Dornen-Propheten? Kirche heute hat wohl eher die zweite
Rolle inne.
Deshalb ist es gut, genau zuzuhören, was Gott dem Hesekiel, seinem Dornen-Propheten, sagt.
Zuerst:
Widersprich
nicht wie das
Haus des Widerspruchs [Israel]!
Es hätte durchaus nahe gelegen, dass der Prophet gesagt hätte: Nein Herr,
diesen Schuh ziehe ich mir nicht an! Suche dir bitte jemand anderen. Kennen
Sie dieses Gefühl?
Zweitens
sagt Gott: Dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen ist!
Es kommt nicht in erster Linie auf den äußeren Erfolg an, sondern auf die Treue des von Gott Berufenen und auf die Anwesenheit des Wortes Gottes. Auch Kirche heute (und jeder Christ) hat in diesem Sinne einen prophetischen Auftrag.
Drittens
tröstet Gott: Fürchte dich nicht!
Entsetze dich nicht!
Auch wenn du hart am Wind segeln musst und du meinst, kaum einen Millimeter
voranzukommen: Dein Tun wird gesegnet
sein.
Gebet:
Herr, manchmal komme ich mir vor wie Hesekiel.
Überall stößt dein Wort auf Widerspruch und Anfeindung.
Keiner will es hören.
Bewahre
mich vor Resignation.
Gib mir die Kraft durchzuhalten
und dir treu zu bleiben.
Impuls:
Welche Rolle nehmen Sie als Christ ein? Bleiben Sie in einer Gesellschaft
des Widerspruchs gegen Gott hart am Wind
und nehmen in Kauf, oft nur langsam voranzukommen, oder drehen sie lieber in den Wind,
weil es dann bequemer, sicherer und
schneller geht, leider nur nicht auf dem Kurs, den Gott vorgegeben hat?
Wie schätzen Sie in dieser Frage Ihre Kirche ein?
Hintergrundinformationen:
v Hesekiel wirkte etwa 590 vor
Christus. Er gehörte zu denen, die nach Babylon deportiert wurden.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin