Andacht zu Galater 3,18-25
Ende einer Ära (2.Sonntag nach Epiphanias), Tag 5

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Lesung:

Galater 3,18-25

Denn wenn das Erbe durch das Gesetz erworben würde, so würde es nicht durch Verheißung gegeben; Gott aber hat es Abraham durch Verheißung frei geschenkt. Was soll dann das Gesetz? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Nachkomme da sei, dem die Verheißung gilt, und zwar ist es von Engeln verordnet durch die Hand eines Mittlers. Ein Mittler aber ist nicht Mittler eines Einzigen, Gott aber ist Einer. Wie? Ist dann das Gesetz gegen Gottes Verheißungen? Das sei ferne! Denn nur, wenn ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig machen könnte, käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz. Aber die Schrift hat alles eingeschlossen unter die Sünde, damit die Verheißung durch den Glauben an Jesus Christus gegeben würde denen, die glauben. Ehe aber der Glaube kam, waren wir unter dem Gesetz verwahrt und verschlossen auf den Glauben hin, der dann offenbart werden sollte. So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister.

 

Thema:

Das Gesetz als Zuchtmeister Gottes auf Zeit

 

Auslegung:

Warum dürfen Christen ein deftiges Schweineschnitzel essen? Es steht doch in der Bibel, dass der Genuss von Schweinefleisch verboten ist! (3.Mose 11,7)

Die Antwort: Viele Anordnungen Gottes im Alten Testament galten nur begrenzte Zeit. Sie waren bis zu einem von Gott gesetzten Stichtag in Kraft.

Paulus vergleicht das mit einem Zuchtmeister, dessen Aufgabe es ist, ein minderjähriges Kind zu erziehen und sein Vermögen zu verwalten. Seine Tätigkeit endete an dem Tag, an dem sein Schützling volljährig wurde. Von da an war der Mensch mündig. Der Zuchtmeister hatte eine wichtige Aufgabe wahrgenommen, nun aber hatte er ausgedient. So sieht das auch Paulus mit dem Gesetz des AT.

Der von Gott gesetzte Zeitpunkt, an dem das Gesetz abgelöst wird, ist das Kommen Christi. Das Gesetz hatte die Aufgabe, die sündenkranke Menschheit erst einmal ruhig zu stellen wie ein kompliziert gebrochenes Bein. Dann kam Jesus, der „Chirurg“, der den Gips aufschnitt und operierte. Nun gelten seine Anweisungen. Er ist der Weg zur Heilung.

Können wir das Alte Testament also vergessen? – Nein! Denn an vielen Punkten hat Jesus das AT ausdrücklich bestätigt: Die Zehn Gebote sind bleibende moralische Richtschnur. Opfergesetze hingegen haben ausgedient. Denn Jesus ist am Kreuz Opferlamm für alle Menschen aller Zeiten geworden. Rechtliche Bestimmungen sind ebenfalls nicht mehr verbindlich. Denn Jesus hat klar gesagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. Seine Kirche ist kein Gottesstaat.

 

Gebet:

Vater im Himmel, hilf mir, dein Wort zu verstehen: das Alte und das Neue Testament. Gib mir die Weisheit zu unterscheiden, was aus dem Alten Testament für mich noch gilt, und was nicht mehr. Lass mich den Glanz deines Sohnes mehr und mehr erkennen. Danke, dass du mich durch den Glauben an ihn, Jesus Christus, gerecht sprichst.

 

Impuls:

Denken Sie darüber nach, welche Bestimmungen des AT auch heute noch einen positiven Sinn haben könnten, obwohl sie seit Christus nicht mehr verbindlich sind! Das ist wie bei einem Joghurt, dessen Verfallsdatum zwar schon vorbei ist, das aber immer noch sehr gut genießbar ist. (Mögliche Antworten: Das Geben des Zehnten vom Einkommen; Das Erlassjahr für Schuldner alle sieben Jahre; Schutz für Fremdlinge usw.)

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Das griechische Wort für Zuchtmeister ist „Paidagogos“ (Pädagoge).

v     Das Verbot des Genusses von Schweinefleisch galt in der ganzen orientalischen Welt. So ist es z.B. auch im Islam bis heute in Kraft, der aus dem arabischen Raum hervorgewachsen ist. Das Verbot hat auch einen hygienischen Sinn. Denn in der Hitze verdirbt Schweinefleisch sehr schnell.

v     Man kann das Gesetz des Mose einteilen in kultische, juristische und moralische Bestimmungen. Die kultischen haben mit Jesus geendet, die juristischen haben ebenfalls keine bleibende Bedeutung. Man beachte, dass zur Zeit Jesu prinzipiell das „ius Romanum“ (Römisches Recht) galt. Nirgends hat Jesus dagegen protestiert. Nie hat er versucht, wieder das Mosegesetz zum Staatsgesetz zu machen. An moralische Gesetze des AT allerdings knüpft Jesus positiv an. Beispiele aus der Bergpredigt (Matthäus 5-7) zeigen das.

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin