Andacht
zu Offenbarung 13,1-10
Rechte
und Pflichten der Regierung (23.Sonntag nach Trinitatis), Tag 5
Lesung:
Offenbarung
13,1-10
Und ich
sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und
auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen. Und
das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie Bärenfüße
und sein Rachen wie ein Löwenrachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und
seinen Thron und große Macht. Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es
tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und die ganze Erde
wunderte sich über das Tier, und sie beteten den Drachen an, weil er dem Tier
die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich,
und wer kann mit ihm kämpfen? Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große
Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun zweiundvierzig
Monate lang. Und es tat sein Maul auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern
seinen Namen und sein Haus und die im Himmel wohnen. Und ihm wurde Macht
gegeben, zu kämpfen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm wurde Macht
gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen. Und alle, die
auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht vom Anfang der Welt an
geschrieben stehen in dem Lebensbuch des Lammes, das geschlachtet ist. Hat
jemand Ohren, der höre! Wenn jemand ins Gefängnis soll, dann wird er ins
Gefängnis kommen; wenn jemand mit dem Schwert getötet werden soll, dann wird er
mit dem Schwert getötet werden. Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen!
Thema:
Christen in einem entarteten Staat
sollen konsequent ihr Christsein leben. Langfristig ist Christus Sieger.
Auslegung:
Der Staat, den ein Deutscher 1940 vorfand, ähnelte in vielen Punkten dem
Tier aus dem Meer in unserem Text: der mächtige Führer, dem ein Maul gegeben war, große Dinge zu reden
und der es verstand, die Massen zu begeistern; der starke, scheinbar unverwundbare Staat, der im Begriff war, Völker und Nationen
zu unterwerfen; der Führer, der sich wie ein Gott gebärdete und Verehrung forderte.
Wie
soll ein Christ sich da verhalten? Zwar soll er den Staat als solchen anerkennen. Der übergeschnappten Ideologie aber
soll er sich konsequent
verweigern, ebenso allen
brutalen oder menschenverachtenden Machenschaften. Unser Abschnitt redet nicht
unbedingt von aktivem oder gewaltsamem Widerstand. Sondern es genügt, sich klar
zu Christus zu bekennen,
an den Geboten Gottes beharrlich festzuhalten und dann
geduldig und treu abzuwarten. Dazu ist Mut und Charakterstärke erforderlich. Denn konsequente Christen
sind wie Sand im Getriebe eines entarteten Staatsgefüges. Ihnen drohen
Gefängnis und Hinrichtung. Viele werden schwach. Auch im Dritten Reich war
das so.
Ganz wichtig ist die langfristige Perspektive. Ein totalitäres Regime überschätzt sich in der Regel maßlos.
Hitler wollte ein 1000-jähriges Reich, aber nach einem Duzend von Jahren war
der Spuk vorbei. Auch unser Text gibt dem Tier aus dem Meer nur eine befristete Zeit: 42 Monate. Langfristig ist Christus
der Sieger. Ganz am Ende kommt sein ewiges Reich.
Es lohnt sich, ihm treu zu bleiben.
Gebet:
Vater im Himmel, danke, dass
unser Staat nicht entartet ist und keine göttliche Verehrung verlangt. Bitte bewahre
uns diesen Zustand. Erbarme dich über die Menschen, besonders auch die
Christen, die in Staaten leben, in denen es anders ist. Schenke ihnen Durchhaltevermögen und
erhalte ihnen den Blick auf das Ende: deinen Sieg.
Impuls:
Lernen Sie folgenden Vers auswendig: Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. (Psalm 126,5-6)
Hintergrundinformationen:
v Drache ist ein Bild für den
Teufel.
v Johannes hat wohl
konkret das Römische Reich vor Augen. Die Tiere sind die römischen Kaiser, die seit
Augustus als Götter galten und mehr oder minder göttliche Verehrung von allen
Untertanen verlangten. Teilweise zog diese Forderung Christenverfolgungen nach
sich, da ein Christ unmöglich einen menschlichen Kaiser anbeten kann.
Die Aussagen des Johannes in unserem Abschnitt lassen sich aber auch auf alle
anderen totalitären
Regierungen beziehen, die sich vergotten lassen und absoluten Gehorsam
fordern.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin