Andacht zu Markus 9, 17-27
Das große Los ziehen (17. Sonntag nach Trinitatis), Tag 4

Andachten auswählen

 

Lesung:

Markus 9, 17-27

Einer aber aus der Menge antwortete: Meister, ich habe meinen Sohn hergebracht zu dir, der hat einen sprachlosen Geist. Und wo er ihn erwischt, reißt er ihn; und er hat Schaum vor dem Mund und knirscht mit den Zähnen und wird starr. Und ich habe mit deinen Jüngern geredet, dass sie ihn austreiben sollen, und sie konnten's nicht. Er aber antwortete ihnen und sprach: O du ungläubiges Geschlecht, wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn her zu mir! Und sie brachten ihn zu ihm. Und sogleich, als ihn der Geist sah, riss er ihn. Und er fiel auf die Erde, wälzte sich und hatte Schaum vor dem Mund. Und Jesus fragte seinen Vater: Wie lange ist's, dass ihm das widerfährt? Er sprach: Von Kind auf. Und oft hat er ihn ins Feuer und ins Wasser geworfen, dass er ihn umbrächte. Wenn du aber etwas kannst, so erbarme dich unser und hilf uns! Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst - alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! Als nun Jesus sah, dass das Volk herbeilief, bedrohte er den unreinen Geist und sprach zu ihm: Du sprachloser und tauber Geist, ich gebiete dir: Fahre von ihm aus und fahre nicht mehr in ihn hinein! Da schrie er und riss ihn sehr und fuhr aus. Und der Knabe lag da wie tot, so dass die Menge sagte: Er ist tot. Jesus aber ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf, und er stand auf.

 

Thema:

Es ist nicht entscheidend, ob wir unseren Glauben als “groߔ oder “klein” bezeichnen, sondern an wen wir glauben.

 

Auslegung:

Wieder mal einen Weg umsonst gegangen, wieder keine Hilfe erhalten, obwohl sich doch alles zunächst so gut angehört hat und durchaus vielversprechend war... Und dann taucht Jesus genau mitten in dieser enttäuschenden Situation auf. Er spricht mit dem Mann über dessen Sohn, hört sich an, was diesen beutelt und wie lange schon. Jesus nimmt sich Zeit für einen Vater, der ihn schließlich bittet: “Wenn du kannst, dann hilf...”

Menschlich gesehen, eine letzte Hoffnung für einen, der schon alles versucht hat, doch Jesus wendet den Blick weg von den menschlichen Möglichkeiten und verlangt wirkliches Vertrauen und zwar nicht in eine unbestimmte heilende, umnebelnde Zauberkraft, sondern in ihn selbst. Jetzt merkt der Mann: Ich bin in meiner Situation so ernst genommen, wie noch nie zuvor.

Das ist pures Vertrauen, das Jesus von uns will, und das nicht mehr näher als “groߔ oder “klein” zu bestimmen ist. Wir sind geneigt, den Glauben einzuschränken, aber Jesus will dieses “Wenn” gar nicht hören – Er weist es in seiner Gegenfrage zurück und betont statt dessen: Dem Glaubenden ist alles möglich.

 

Gebet:

Lieber Herr, lass mich mehr und mehr mit deinen Augen sehen, lass mich sehen,  erleben und vor allem darauf vertrauen, dass ich dir nicht egal bin und dass du wissen willst wie es mir geht! Du hast Worte des ewigen Lebens, du bist die Liebe, das Heil und die Hilfe und sonst nichts – Herr, ich will das vertrauend annehmen, hilf meinem Unglauben und gib mir Deine Stärke in all meinen Zweifeln!

 

Impuls:

Überprüfen Sie in Ihrem Alltagsdenken und –reden, wie oft sie das Wort “glauben” in den Mund nehmen. (Bsp.: Ich glaube morgen wird es regnen...) Was “glauben” Sie und worauf vertrauen Sie?

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Manchmal wird die Krankheit des Sohnes als Epilepsie oder andere psychische Krankheit erklärt. Die Art der Heilung durch Jesus (direktes Anreden des bösen Geistes) weist aber eher darauf hin, dass es sich um echte Besessenheit durch einen Dämon gehandelt hat.

 

Autoren dieser Andacht: Helmut Stradal und Gisela Merz