Andacht
zu 2.Korinther 5,1-10
Die große
Abrechnung (Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr), Tag 3
Lesung:
2.Korinther 5,1-10
Denn
wir wissen: wenn unser irdisches Haus, diese Hütte, abgebrochen wird, so haben
wir einen Bau, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig
ist im Himmel. Denn darum seufzen wir auch und sehnen uns danach, dass wir mit
unserer Behausung, die vom Himmel ist, überkleidet werden, weil wir dann
bekleidet und nicht nackt befunden werden. Denn solange wir in dieser Hütte
sind, seufzen wir und sind beschwert, weil wir lieber nicht entkleidet, sondern
überkleidet werden wollen, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem
Leben. Der uns aber dazu bereitet hat, das ist Gott, der uns als Unterpfand den
Geist gegeben hat. So sind wir denn allezeit getrost und wissen: solange wir im
Leibe wohnen, weilen wir fern von dem Herrn; denn wir wandeln im Glauben und
nicht im Schauen. Wir sind aber getrost und haben vielmehr Lust, den Leib zu
verlassen und daheim zu sein bei dem Herrn. Darum setzen wir auch unsre Ehre
darein, ob wir daheim sind oder in der Fremde, dass wir ihm wohlgefallen. Denn
wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder
seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder
böse.
Thema:
Sehnsucht nach der himmlischen
Heimat
Auslegung:
In Heavensgate in Amerika brachten sich 39 Sektenmitglieder
gegenseitig um, weil sie glaubten, dass sie von einem UFO abgeholt werden, das
sich im Schweif des Haleyschen Kometen der Erde genähert hat.
Der Apostel Paulus hatte gelegentlich auch Todessehnsucht. Aber sie war ganz anders geartet.
Paulus glaubte nicht an UFOs. Auch wäre er nicht bereit gewesen, sich das Leben
zu nehmen. Aber er freute sich auf das, was nach dem Tod kommt.
Paulus sehnte sich danach, ganz bei Jesus zu sein. Das irdische Leben empfand er wie eine Wanderung
in der Fremde, fern der Heimat. Hat er nicht recht?
Wie vieles in unserem Leben lenkt uns
von Gott ab! Wie viele offene Fragen gibt es noch! Wie viel Belastendes erleben wir, was nicht der himmlischen
Heimat entspricht: Krankheit, Tod, Streit, Krieg, Leid. Wie nackt stehen wir vor Gott da in unserer beschämenden
Sündhaftigkeit! Wie flach ist unsere Gottesbeziehung oft: unklar,
nebulös, zwiespältig, halbherzig.
Und wie schön wird es sein, wenn wir ganz daheim sein werden bei Christus: mit dem unsterblichen Leib der Auferstandenen. Mit der göttlichen Herrlichkeit Christi beschenkt und dadurch überkleidet
statt nackt in Sünden. Ganz bei Jesus. Ganz im Leben. Alle Geheimnisse Gottes verstehend. Ganz im Schauen.
Gebet:
Herr Jesus Christus, bei dir bin ich geborgen. Bei dir ist meine Heimat. Ich freue mich auf das Leben in deinem Reich. Hab Dank, dass du mich unwürdigen und sündigen
Menschen berufen hast und dorthin bringen wirst.
Impuls:
Haben Sie den Mut und träumen Sie
von der Zukunft bei
Christus! Das kann Sie
anspornen Ihr Leben bewusst so zu gestalten, wie es Christus gefällt. Denn er
wird Ihr Richter sein. Und ihm gehört tatsächlich Ihre letzte Zukunft.
Hintergrundinformationen:
v Irdisches Haus ewiges Haus: damit
meint Paulus den Leib. Sprichwort: Altes Haus
v Paulus spielt immer
wieder auf die bekannte Philosophie der Gegend an, an die er schreibt, um sich auf
diese Weise besser verständlich zu machen. Hier benutzt er die dualistische
Denkweise des griechischen Philosophen Plato, der der sichtbaren und relativ schattenhaften
Welt eine herrliche, unsichtbare Welt gegenüberstellt, die die eigentliche
Heimat der menschlichen Seele sei. Dieses Denkschema hält er offensichtlich für
geeignet, die christliche Auferstehungshoffnung den Griechen zu erklären.
Autor dieser Andacht: Robert Augustin