Andacht
zu Micha 6,6-8
Frei von Schuld
(22.Sonntag nach Trinitatis), Tag 3
Lesung:
Micha 6,6-8
»Womit
soll ich mich dem HERRN nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll ich mich
ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern? Wird wohl der HERR
Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich
meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für
meine Sünde?« Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir
fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem
Gott.
Thema:
Was ist das Wesentliche an der Beziehung zu Gott?
Auslegung:
Wie schaffe ich es, gut vor Gott dazustehen? Wann ist Gott mit mir
zufrieden? Das sind
Fragen, die viele Menschen bewegen. Unser Text erwägt mögliche Antworten: Vielleicht sollten die Opfer gesteigert
werden, um Gott gnädig zu stimmen: ein Brandopfer oder besser ein einjähriges
Kalb. Nein, noch besser: eintausend Widder das Opfer, das eigentlich nur ein König
bringen konnte oder Olivenöl das Kostbarste, was die Menschen besaßen und zwar nicht ein paar Tropfen, sondern Ströme. Aber noch eins hat der Schreiber dieses
Textes draufzulegen: Soll
ich meinen Erstgeborenen geben? - das Liebste? - das, woran das Herz hängt? -
das, was niemand mehr ersetzen kann?
Nein, Gott will
das alles nicht. Er will
keine frommen Leistungen oder tote Pflichterfüllung, sondern: Es ist schon alles gesagt, was nötig ist. Keine neuen Regeln. Was Gott fordert, ist zugleich das, was gut ist für uns Menschen. Es bringt unser Leben zur guten Entfaltung, in Einklang
mit Gott. Und wie geht das? Was ist dazu nötig?
·
Gottes Wort halten , d.h. Gottes Wort nicht nur kennen, sondern danach
handeln.
·
Liebe üben, d.h. die erfahrene Liebe Gottes beantworten, indem ich
Gott und meinen Nächsten liebe.
·
demütig sein vor deinem Gott, d.h. bei Gott bleiben und mein Leben
auf ihn konzentrieren, in wohltuender Bindung an ihn, der es mit meinem Leben
gut meint.
Gott will in unserem ganzen Leben den zentralen Platz einnehmen.
Gebet:
Herr, hilf mir, dein Wort,
deinen Zuspruch und deinen Anspruch an mich, neu zu hören. Befreie mich von meinem Kreisen um mich selbst, damit ich verstehe, was du mir
schenkst, und was ich weiter verschenken kann an andere.
Impuls:
Denken Sie darüber nach, wo Sie sich im Glaubensleben manchmal überfordert fühlen und fragen Sie sich, ob es sich dabei um Forderungen Gottes handelt, oder um menschliche Regeln. Setzen Sie bewusst Gedanken dagegen, die sich mit dem beschäftigen, was Gott Ihnen geschenkt hat und noch schenken will.
Ergebnis:
Israel fühlt sich vom Anspruch Gottes überfordert.
Gott aber will sein Volk nicht be-lasten,
sondern ent-lasten. Er wirbt um die
Menschen. Im Verhältnis zu Gott kommt es letztlich nur darauf an, in enger Verbindung mit ihm zu leben.
Hintergrundinformationen:
v Einzelvorschriften über
die verschiedenen Opferarten und Opfertiere finden sich in 3. Mose 1-7. Beim Brandopfer wurde das ganze Opfertier verbrannt,
diente also nicht zum Verzehr.
v Das Opfer von Menschen
oder des Erstgeborenen ist in der Bibel nicht
erlaubt. Auch Abraham musste seinen Sohn Isaak nicht opfern. Er wurde nur auf
die Probe gestellt, vgl. 1.Mose 22.
Autor dieser Andacht: Martina Walter