Andacht zu 1. Mose 4, 1-16a

Jeder kann helfen (13. Sonntag nach Trinitatis) Tag 3

 

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Lesung:

1.     Mose. 4, 1-16 a

Und Adam erkannte sein Weib Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mit Hilfe des HERRN. Danach gebar sie Abel, seinen Bruder. Und Abel wurde ein Schäfer, Kain aber wurde ein Ackermann. Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem HERRN Opfer brachte von den Früchten des Feldes. Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick. Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. Da sprach Kain zu seinem Bruder Abel: Lass uns aufs Feld gehen! Und es begab sich, als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot. Da sprach der HERR zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein? Er aber sprach: Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde. Und nun: Verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen. Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden. Kain aber sprach zu dem HERRN: Meine Strafe ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte. Siehe, du treibst mich heute vom Acker, und ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen und muss unstet und flüchtig sein auf Erden. So wird mir's gehen, dass mich totschlägt, wer mich findet. Aber der HERR sprach zu ihm: Nein, sondern wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und der HERR machte ein Zeichen an Kain, dass ihn niemand erschlüge, der ihn fände. So ging Kain hinweg von dem Angesicht des HERRN und wohnte im Lande Nod, jenseits von Eden, gegen Osten.

 

Thema:

Der Brudermörder Kain wird flüchtig und unstet, aber Gott schützt ihn mit einem Zeichen. Gottes Liebe bleibt ungebrochen.

 

Auslegung:

Das ist nicht nur ein Brudermord. Sondern es ist ein Brudermord, der sich am gottesdienstlichen Tun entzündet: Mordmotiv Glaubensneid. Kain opferte Gott die Frucht des Erdbodens, wenn man so sagen darf das „Erstbeste“. Abel dagegen brachte die Erstlinge aus der Herde dar, also das „Erste und Beste“. Das war das eigentliche Problem: Kains Beziehung zu Gott war abgeflacht. Sein Opfer war nur noch Pflichtübung. Eiszeit zwischen ihm und Gott. Der Segensstrom Gottes floss an Kain vorbei. Deshalb der bittere Neid auf Abel. Deshalb der Mord.

Verwunderlich, dass Gott nach dieser blutigen Tat überhaupt noch das Gespräch mit Kain sucht. Doch Kain bleibt hart. Er schlägt das Gesprächsangebot Gottes ab. Stattdessen lügt er ihm frech ins Gesicht und macht sich über ihn lustig. Ein Gottesbild, das auch so manch einer heute hat, für den Gott ein harmloser, impotenter, alter Mann ist, über den man eigentlich nur lachen kann.

Wie reagiert Gott auf diesen Spott? Kain wird von Gott hinweg getan. Die Trennung ist offensichtlich. Zugleich bleibt Gott der Liebende, der Kain nicht aus den Augen lässt. Er erträgt dessen Demütigungen. Kain wird flüchtig und unstet, aber trotzdem schützt ihn Gott mit einem Zeichen.

Kennen wir die Tragik einer solchen Existenz auch aus eigener Erfahrung? Auch wir spüren immer wieder die Folgen unserer eigenen Halbherzigkeit und unserer Glaubensmüdigkeit. Wie gut, dass Gott ein Interesse daran hat, uns zu schützen und zurückzuholen: trotz unserer Zwiespältigkeit.

 

 

Gebet:

Ich bekenne dir, dass ich manchmal wie Kain neidisch bin. Ich verletze mir nahestehende Menschen oder tue ihnen in Gedanken weh. Herr, ich bitte dich, dass du mir vergibst und mich schützt. Lass deinen Segensstrom wieder in mein Leben hineinfließen und befähige mich, in enger Verbindung zu dir zu leben. Danke, dass du mich nicht fallen lässt.

 

Impuls:

Überlegen Sie, ob Sie teilweise auch empfinden wie Kain! Spüren Sie Missmut gegen Gott? Erkennen Sie die Gefahr der Trennung von Gott? – Wenn ja, dann sprechen Sie das ganz ehrlich im Gebet vor Gott aus. Bitten Sie ihn um seine Hilfe. Sprechen Sie mit einem anderen Christen oder einem Seelsorger über Ihre Gefühle.

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Das hebräische Wort „Kain“ bedeutet Lanze. Glanzstärke und Kraft sind auf der Seite Kains. „Abel“ bedeutet Hauch. Nichtigkeit und Hinfälligkeit verbinden sich mit seinem Namen. Gott wertet die beiden Brüder anders: Abel, der scheinbar Nichtige, erntet Gottes Segen. Kain, der scheinbar Glänzende, ist in Wirklichkeit eine gebrochene Existenz. Diese Wertung Gottes wird auch in Jesus Christus deutlich: Nicht als Erfolgsmensch, der über Leichen geht (wie Kain) bringt er die Rettung, sondern als Knecht, dessen Blut unschuldig vergossen wird, wie das Blut Abels. “Jesu Blut” verklagt nicht, sondern schafft Versöhnung. Hier liegt die Kraft der Veränderung.
Vergleiche dazu auch die Andacht zu Jesaja 53
(Karfreitag, Tag 3).

 

Autor dieser Andacht: Rolf Trauernicht