Andacht
zu 2.Samuel 12,1-10.13-15a
Schwarze Schafe und weiße Westen (11.Sonntag nach
Trinitatis), Tag 3
Lesung:
2.Samuel 12,1-10.13-15a
Und der HERR sandte Nathan zu David. Als der zu
ihm kam, sprach er zu ihm: Es waren zwei Männer in einer Stadt, der eine reich,
der andere arm. Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder; aber der Arme
hatte nichts als ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte. Und er
nährte es, dass es groß wurde bei ihm zugleich mit seinen Kindern. Es aß von
seinem Bissen und trank aus seinem Becher und schlief in seinem Schoß, und er
hielt's wie eine Tochter. Als aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, brachte
er's nicht über sich, von seinen Schafen und Rindern zu nehmen, um dem Gast
etwas zuzurichten, der zu ihm gekommen war, sondern er nahm das Schaf des armen
Mannes und richtete es dem Mann zu, der zu ihm gekommen war. Da geriet David in
großen Zorn über den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der HERR lebt: der Mann
ist ein Kind des Todes, der das getan hat! Dazu soll er das Schaf vierfach
bezahlen, weil er das getan und sein eigenes geschont hat. Da sprach Nathan zu
David: Du bist der Mann! So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe dich
zum König gesalbt über Israel und habe dich errettet aus der Hand Sauls und
habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Frauen, und habe dir das Haus
Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch dies und das dazu
tun. Warum hast du denn das Wort des HERRN verachtet, dass du getan hast, was
ihm missfiel? Uria, den Hetiter, hast du erschlagen mit dem Schwert, seine Frau
hast du dir zur Frau genommen, ihn aber hast du umgebracht durchs Schwert der
Ammoniter. Nun, so soll von deinem Hause das Schwert nimmermehr lassen, weil du
mich verachtet und die Frau Urias, des Hetiters, genommen hast, dass sie deine
Frau sei. Da sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den HERRN. Nathan
sprach zu David: So hat auch der HERR deine Sünde weggenommen; du wirst nicht
sterben. Aber weil du die Feinde des HERRN durch diese Sache zum Lästern
gebracht hast, wird der Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben. Und
Nathan ging heim.
Thema:
Echte Reue vor Gott ist die einzige Chance für einen Neuanfang.
Auslegung:
König David ging es gut. Er fühlte sich wohl. Er war auf dem
Gipfel seiner Macht. Es war noch einmal alles glatt gelaufen mit der Affäre
"Bathseba" - bis dieser Nathan kam.
Noch am Ende von dessen Story fühlte er sich mächtig und gerecht. Tod über
solch einen Übeltäter!
Plötzlich durchbohren ihn Nathans Augen und seine Worte treffen
den König mitten ins Herz: "Du bist der Mann!" Schlagartig wird David die Verstrickung seiner Schuld
bewusst: Er hatte Gottes Gebot "Du sollst nicht ehebrechen"
übertreten und damit eine Kettenreaktion von Verfehlungen ausgelöst: Ehebruch,
Lüge, Mord! Bis jetzt hatte er es geschafft, zu leugnen, zu verharmlosen und zu verdrängen. Doch nun waren seine
Augen geöffnet. David bekannte sich vor Gott schuldig. Dieses Bekenntnis rettete seine Seele, obwohl seine Taten
nicht ganz ohne Folgen bleiben konnten.
Und wie ist das bei uns? Gibt es da auch Kettenreaktionen von Verfehlungen? Machen wir auch beide Augen zu, um nicht sehen zu müssen? Eine Lösung ist das nicht.
Es gibt nur einen guten Weg: Die Augen aufmachen wie David. Und dann ehrlich bekennen: Ich habe gesündigt gegen den Herrn. Jede
Verfehlung unseres Lebens ist zuallererst ein Sündigen gegen Gott. Das erkennt
David. Deshalb gehört unser Schuldeingeständnis auch zuerst in Gottes Ohr und
erst dann in das der Menschen. Wer Gott mit aufrichtigem Herzen um Vergebung
bittet, wird begnadigt. Niemand muss wegen seiner Verfehlungen verloren gehen,
höchstens wegen seines Stolzes, wenn er verschweigt.
Gebet:
Allmächtiger Gott, himmlischer Vater, wer kann vor dir bestehen?
Ich habe gesündigt, gegen dich, meinen Herrn und so manchen
neben mir. Das tut mir leid. Hilf mir, meine Schuld zu erkennen und gib mir den Mut, sie vor dir zu bekennen. Vergib!
Gib mir Kraft, andere um Verzeihung zu bitten
und zu verzeihen, so wie du auch mir vergibst durch Jesus
Christus. Erhalte mir Korrekturfähigkeit. Amen.
Impuls:
Vertrauenswürdige
Menschen sind rar.
Solche, als Freund und Seelsorger zu haben, ist ein Gottesgeschenk. In der
richtigen Dosierung von Liebe und Wahrheit helfen sie uns eigene Mängel zu
erkennen, wo Korrektur noch möglich ist. - Melde dich heute einmal bei ihnen,
per Telefon, e-Mail, SMS, Karte oder persönlich.
Ergebnis:
David erfuhr durch seine Reue Gottes Barmherzigkeit. Das bleibt auch in unserem Leben
erfahrbar. Echte Reue vor Gott ist die einzige Chance für einen Neuanfang.
Hintergrundinformationen:
v David wurde als
fünfzehnjähriger judäischer Hirtenjunge aus Bethlehem und "Mann nach dem
Herzen Gottes von Gott erwählt. Er
wurde von Samuel zum König über Israel gesalbt. Nach weiteren fünfzehn Jahren
turbulenten Lebens erreichte er etwa im Jahr 1000 vor Christus seine
Königsherrschaft in Jerusalem und über alle Stämme Israels. Trotz vieler
blutigen Auseinandersetzungen im In- und Ausland war er ein Psalmendichter und
Lobsänger Gottes. Etwa siebzigjährig übergab er die Königsnachfolge seinem Sohn
Salomo.
v Nathan war ein Prophet, durch
welchen Gott David Anweisungen zukommen ließ. An der zur rechten Zeit
ausgerufenen Krönung von Davids Sohn Salomos hatte Nathan entscheidenden
Anteil.
Autor dieser Andacht: Stefan Püschmann