Andacht zu Johannes 15,26-16,4
Sehnsucht nach neuem Schwung (Exaudi), Tag 1

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Lesung:

Johannes 15,26-16,4

Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir. Und auch ihr seid meine Zeugen, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen. Das habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht abfallt. Sie werden euch aus der Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit. Und das werden sie darum tun, weil sie weder meinen Vater noch mich erkennen. Aber dies habe ich zu euch geredet, damit, wenn ihre Stunde kommen wird, ihr daran denkt, dass ich's euch gesagt habe. Zu Anfang aber habe ich es euch nicht gesagt, denn ich war bei euch.

 

Thema:

Im Wartezimmer Gottes

 

Auslegung:

Manche Medizin wirkt erst nach Stunden oder Tagen. Wer sie verschrieben bekommt, braucht viel Geduld. Er hat das Mittel eingenommen – und doch passiert nichts. Soll er mehr nehmen als verordnet? Oder das Medikament kurzerhand in den Müll werfen? Nein: Er muss warten. Die verheißene Wirkung wird kommen. Gespanntes Nichtstun ist das Einzige, was er „tun“ kann.

Die Tage zwischen Ostern und Pfingsten waren für die Jünger ähnlich geartet: Es war eine geistliche Wartezeit. Jesus hatte ihnen verheißen: Der Tröster, Gottes Geist, wird zu euch kommen. Er wird euch lehren und befähigen. - Aber noch tat sich nichts. Null.

Die Apostel konnten noch nicht in der Vollmacht Jesu predigen und seinen Namen bezeugen, denn sie verstanden die Zusammenhänge noch nicht. Warten war angesagt. Tatsachen bezeugen, das hätten sie gekonnt. Denn sie waren Weggefährten Jesu gewesen, hatten gesehen und gehört, was er gesagt und getan hatte, wie er gelitten hatte und gekreuzigt wurde und dann wieder auferstand. Doch das wäre ein rein äußerliches Zeugnis gewesen, das niemand interessiert hätte.

Erst durch das Zeugnis des Heiligen Geistes, würden die Apostel begreifen, welche Bedeutung jene Ereignisse mit Jesus hatten: warum er gekreuzigt worden war, warum er auferstand und warum er zu Gott, seinem Vater zurückkehrte. Sie würden verstehen, wer er wirklich war.

Müssen auch Sie manchmal solche Wartezeiten aushalten? Sie haben die Bibel, die Buchstaben, aber sie können die Zusammenhänge nicht sehen? Das Beste, was Sie dann tun können: Gespanntes Nichtstun. Und: Bitte um den Heiligen Geist.

 

Gebet:

Herr, Heiliger Geist, komme in mein Leben. Erleuchte mich, dass ich sehen kann, wer Jesus wirklich war. Komme in meine Gemeinde. Erleuchte alle, die zu ihr gehören und in ihr Verantwortung tragen, damit sie dich erkennen.

 

Impuls:

Denken Sie über die (fragwürdige) theologische Aussage nach: „Den Aposteln war nicht der irdische, geschichtliche Jesus wichtig, sondern nur der verkündigte und geglaubte Christus, wie er sich in der Botschaft der Apostel findet.“

Antwortansatz: Unser Text zeigt, dass beides wichtig ist: Das irdische Leben Jesu zu kennen, und die Erleuchtung des Heiligen Geistes zu haben, der uns zeigt, wer Jesus wirklich ist.

 

 

Hintergrundinformationen:

v     Tröster (griechisch: parakletos) heißt wörtlich „Beistand“.

v     Die angekündigten Christenverfolgungen durch Juden fanden tatsächlich statt. Ein eindrückliches Beispiel ist die Steinigung des Stephanus wegen Gotteslästerung (Apostelgeschichte 7)

v     Die Kapitel Johannes 13-17 nennt man Abschiedsreden Jesu. Jesus spricht in besonderer Vertraulichkeit und Innigkeit zu seinen Jüngern. Er denkt über seinen Weggang nach. Er beteuert seine Liebe und Verbundenheit mit dem Vater, aber auch mit den Seinen. Er kündigt an, dass er die Seinen nicht als Waisen zurücklassen, sondern den Heiligen Geist als „Tröster“ senden werde.

 

Autor dieser Andacht: Robert Augustin