Andacht zu Markus 10,2-9

Ein Fall für Zwei - die Ehe (20. Sonntag nach Trinitatis), Tag 1

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Lesung:

Markus 10,2-9

Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit. Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; aber von Beginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.

 

Thema:

Liebe bedarf der Pflege, damit das Herz „weich und liebevoll“ bleibt

 

Auslegung:

Eine Ehe in Deutschland hält durchschnittlich 3973 Nächte, länger nicht. Dann wird geschieden. (Die zahlreichen Lebensabschnittsgefährten nicht mitgerechnet, die manchmal auf Kürze angelegt sind.) Warum wird so schnell geschieden, obwohl beide sich ewige Treue versprochen haben? Jesus benennt den Schaden sehr konkret und korrekt: Es ist die „Härte des Herzens“, die zuallererst an die eigenen Interessen, das eigene Lebensgefühl und das eigene Wohlergehen denkt. Es fehlt die Geduld miteinander, die Bereitschaft einander zu tragen und Verantwortung zu übernehmen. Ob zwei auseinandergehen, ist zuallererst eine Frage des Wollens – und dann erst der Umstände. Scheidung ist niemals im Sinne Gottes, sondern nur eine Notlösung aufgrund menschlicher Härte. Deshalb ist Scheidung immer Tragödie und auch immer mit Schuld verquickt. Viele, die ihren Partner ausgewechselt haben, finden das später doch nicht besser, sondern nur anders. Gott will, dass die Ehepartner ein Leben lang zusammenbleiben, sich verändern und Veränderung am anderen wahrnehmen, die verschiedenen Lebensphasen gemeinsam meistern. Das ist eine wichtige Aufgabe, Liebe zu pflegen, so dass sie nicht zerbricht. Sicher, es gibt ihn, den „point of no return“, wo es nicht mehr möglich ist, eine Beziehung wieder auf einen guten Weg zu bringen. Aber wer an der gemeinsamen Beziehung arbeitet, wird darauf achten, dass er diesen Punkt nicht erreicht oder überschreitet. – um seiner selbst willen nicht, um des anderen willen nicht, und um Gottes willen nicht.

 

Gebet:

Herr, es gibt so viele spannungsgeladene Situationen. Hilf, dass Eheleute miteinander tragen, einander helfen und sich gegenseitig Freude bereiteten. Hilf, dass keiner  - ob Single oder verheiratet – in die Ehe eines anderen einbricht, sondern sie respektiert und achtet. Vergib das harte Herz, unter dem oft genug die schwächeren Glieder in der Partnerschaft leiden. Segne alle guten Ehen, dass die Eheleute gut miteinander auf dem Weg bleiben.

 

Impuls:

Wem sollten Sie heute eine Freude bereiten, um die Beziehung frisch und positiv zu erhalten? Aus welchen Beziehungen sollten Sie sich zurückziehen, um die Ehe eines anderen oder die eigene Ehe nicht zu gefährden?

 

Hintergrundinformationen:

v     Scheidung war zur Zeit Jesu an der Tagesordnung. Es gab Rabbiner, die sehr großzügig waren und lehrten, dass, wer an seiner Frau „etwas Hässliches findet“, sich scheiden lassen darf. Bei manchen war es das angebrannte Essen (Rabbi Hillel) oder einfach, dass man eine Schönere fand (Rabbi Aquiba). Jesus schützt mit seinem Scheidungsverbot die Frauen, die der Willkür der Männer ausgeliefert waren.

 

Autor dieser Andacht: Konrad Flämig